Publikationen

Beiträge in wissenschaftlichen Sammelbänden und Zeitschriften

  • Lemke, R. (2022, im Druck). Linking Public Opinion Perception, Minority, and Stigma – An Integrated Model of Hiding Male Same-Sex Affection in Public. Journal of Homosexuality, im Druck.
    Abstract
    Inspired by the question of why some gay and bisexual men hide same-sex affection when in public, this study integrates the concept of minority stress into Noelle-Neumann’s spiral of silence theory and Goffman’s interaction order to build an integrated model explaining why some people avoid nonverbal stigma expression in public. It is hypothesized that perceived stigma, prejudice events, and internalized stigma will result in a greater tendency to hide male same-sex affection. An empirical study involving n = 28,822 gay and bisexual men in Germany showed that higher levels of perceived stigma and internalized stigma were associated with a greater tendency to hide male same-sex affection when in public. However, being a victim of prejudice events did not substantially predict whether individuals hide their male same-sex affection. Findings are discussed in terms of their generalizability and implications for the underlying theory.
    Keywords
    public opinion, dramaturgical approach, interaction order, minority traits, stigma, minority stress model, homosexuality, visibility, public display of affection, spiral of silence
  • Lemke, R. (2021). Beyond Equality, Beyond Difference – zur Begegnung von Polizei und Homosexualität. In Polizeiakademie Niedersachsen (Hrsg.), Tagungsband Forschung, Bildung, Praxis im gesellschaftlichen Diskurs (S. 127-130). Frankfurt am Main: Verlag für Polizeiwissenschaft.
  • Lemke, R. (2021). Sexuelle Kommunikation Erwachsener im Internet. In M. Böhm, E. Kopitzke, F. Herrath, U. Sielert (Hrsg.), Sexuelle Bildung im Erwachsenenalter – Ein Handbuch (S. 430-448). Weinheim: Beltz Juventa.
    Auszug
    Was ist gemeint, wenn von sexueller Kommunikation Erwachsener im Internet die Rede ist? Der Chat zweier Personen eines Tinder-Matches, die „erstmal nichts Festes“ suchen? Die sexuellen Selbstbeschreibungen und Aushandlungen zweier Chatpartner*innen auf einem Sex-Dating- oder Seitensprung-Portal? Oder geht es um die sexuell aufgeladenen Andeutungen, das Sexting zweier Liebespartner*innen in ihrer Whatsapp-Kommunikation (oder äquivalent anderer Beziehungsgeflechte und über andere digitale Messenger)? Vielleicht geht es auch ganz handfest um Cyber-Sex, also um den Austausch digitaler sexueller Botschaften mit Kommunikationspartner*innen während der zeitgleichen Masturbation – schriftlich, akustisch oder visuell. Mit sexueller Kommunikation könnte aber auch die Live-Übertragung eines Erotikmodels auf einem Webcam-Portal gemeint sein oder die anfeuernden schriftlichen Rückmeldungen der Zuschauer auf diese Performance. Die aufgeworfene Frage zeigt exemplarisch, was schon wiederholt betont wurde (vgl. Daneback/Ross 2011; Döring 2009; Döring 2010): Sexuelle Kommunikation im Internet ist vielfältig. Oft sind Prozesse miteinander verwoben, die es theoretisch zu entflechten lohnt. Denn je nach Kommunikationsmodus, Anonymität, Bekanntheit der Beteiligten oder Öffentlichkeitsgrad der Kommunikation – um nur einige Kategorien zu nennen – können Momente digitaler sexueller Kommunikation ganz unterschiedliche Psychodynamiken, Bedeutungen und Funktionen haben. Diese Erkenntnis ist nicht neu und sie stimmte schon für die inzwischen deutlich etabliertere Angebotsform Pornografie. Während es zum Beispiel für manche Nutzer*innen nur um die kurze Rezeption eines pornografischen Clips zum Ziel effizienter rascher Masturbation geht, verbringen andere sehr viel Zeit mit Pornografie: „Manchmal sitze er Stunden am PC und masturbiere auf der Suche nach einer Frau, der er seinen Samen geben wolle. Dabei klickt er die Bilder im Sekundentakt an und wieder weg. Wenn er die Richtige gefunden habe, ejakuliert er sofort. Er genieße die Macht, die er über die Frauen verspüre: er könne sich jede nach Belieben holen und wegschicken“ (Quindeau 2014, S. 55). Tatsächlich gilt auch Pornografie, die in der Aufzählung zu Beginn ausgespart wurde, als sexuelle Kommunikation. Sie zählt allerdings in ihrer Grundidee zur Massenkommunikation und nicht zur Individualkommunikation: Inhalte, die von Kommunikatoren (Pornolabel, Amateur*in) produziert wurden, werden in identischer Form unidirektional an ein disperses Publikum gesendet und von diesem rezipiert. Durch das Internet hat sich allerdings auch Pornografienutzung verändert. Wie Daneback/Ross (2011) in ihrem Aufsatz „The complexity of Internet sexuality“ darstellen, ist Pornografie im Netz nicht bloß „the same wine in a new bottle“ (ebd., S. 123), also Altes neu verpackt. Sie ist leichter, anonymer und kostenlos erreichbar (vgl. Cooper 1998, S. 187) und inhaltlich deutlich ausdifferenzierter (vgl. Döring 2010, S. 161) als Pornografie in klassischen Mediengattungen (z.B. in Print-Magazinen oder Video-DVDs): Während vor 30 Jahren für die spontane Lust auf Masturbation das Unterwäschekapitel im Versandhaus-Katalog möglicherweise die einzige visuelle Inspirationsquelle darstellte, die gerade zur Hand war, so ist heute jede noch so detaillierte sexuelle Phantasie mit ganz konkretem Wunsch zu Alter, Geschlecht und Aussehen der Beteiligten als Videoclip auffindbar und jederzeit, ortsunabhängig und mobil diskret aufrufbar
  • Lemke, R. (2020). The association of the availability of offline gay scenes and national tolerance of homosexuality with gay and bisexual men’s sexual online dating behavior. Computers in Human Behavior, 104, Article 106172. Online verfügbar (nach UB-Lizenz) unter: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S074756321930384X
    Abstract
    Based on a uses and gratifications perspective on media use, in this paper I analyze the important role played by dating sites for men who have sex with men (MSM) in their efforts to find offline sexual partners. To do so, I conducted two quantitative surveys. In Study 1, I compared the online dating behavior of 12,328 MSM from Germany and Austria with the availability of offline sexual gay venues and how frequently MSM visit such venues. In Study 2, I used a global sample of 30,789 MSM to compare the frequency and recency of online dates of men living in countries that support male homosexuality and those in countries that criminalize it. The findings suggest that MSM-specific dating sites can serve as a substitute for offline sexual gay venues: The recency of online dates is slightly higher in rural areas and in countries that criminalize male homosexuality. However, meeting men through dating sites is the main method used by MSM to recruit sexual partners even among those who live in cities where offline sexual venues are available and who visit them on a regular basis. The findings are discussed with respect to potential further gratifications delivered by computer-mediated communication, particularly the opportunity to verbalize and negotiate upcoming sexual encounters.
    Keywords
    Online dating; Dating sites; Men who have sex with men; Sexuality; Gay men; Uses and gratifications; Cross-cultural comparison
  • Merz, S. & Lemke, R. (2019). Das gesellschaftliche Meinungsklima über Homosexualität. In S. Timmermanns & M. Böhm (Hrsg.), Interdisziplinäre Perspektiven auf sexuelle und geschlechtliche Vielfalt. (S. 388-404). Weinheim: Beltz Juventa.
    Einleitung
    Über die letzten Dekaden lassen sich verschiedene Kriterien identifizieren, entlang derer sich die Lage sexueller Minderheiten, speziell homosexueller Männer und Frauen, in Deutschland verbessert hat: Der Paragraph 175 StGB, der, wenn auch zuletzt nicht mehr angewandt, noch lange Zeit männliche homosexuelle Handlungen unter Strafe stellte, wurde offiziell abgeschafft. Die Opfer ebenjenes Paragraphen, die bis vor kurzem noch als vorbestraft galten, wurden rehabilitiert und entschädigt. Sexuelle Identität wurde im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz verankert, um „Benachteiligungen aus Gründen (…) der sexuellen Identität zu verhindern oder zu beseitigen“ (§1 AGG). Schließlich wurde auch die Forderung nach „Ehe für alle“, also die rechtliche Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften im Vergleich zur Ehe zwischen Mann und Frau, vom Gesetzgeber erfüllt.
    Für die Alltagswirklichkeit und Lebenszufriedenheit homosexueller Menschen spielt neben den genannten manifesten Kriterien gesellschaftlicher Diskriminierung aber auch eine latente Ebene eine zentrale Rolle, die hier in Anlehnung an Noelle-Neumann allgemein das gesellschaftliche Meinungsklima genannt werden soll. Gemeint sind die in der Gesellschaft existierenden Meinungen, Einstellungen oder Gefühle gegenüber Homosexualität, die zum Teil öffentlich geäußert oder in anderer Form gezeigt werden, zum Teil aber auch nicht. In einer repräsentativen Befragung im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle des Bundes bezeichneten beispielsweise zwölf Prozent der befragten Personen in Deutschland ihre Einstellung gegenüber homosexuellen Menschen als eher oder sehr negativ (vgl. Küpper/Klocke/Hoffmann, 2017, S. 53). Bei einer anderen Frage beschrieben knapp 40 Prozent der Befragten, das Gefühl, wenn sie von der Homosexualität ihres Kindes erfahren würden, als eher oder sehr unangenehm (vgl. ebd., S. 68). Elisabeth Noelle-Neumann, die Begründerin der Meinungsforschung in Deutschland, postuliert in ihrer Theorie öffentlicher Meinung eine bei allen Menschen existierende Fähigkeit, Meinungsverteilungen in der Gesellschaft zu spüren – sei es als mehr oder weniger konkrete Vorstellung oder eher als diffuses Bauchgefühl. In Bezug auf diese Fähigkeit griff sie auf den schon 1661 vom englischen Sozialphilosophen Joseph Glanvill geprägten Ausdruck „climates of opinions“ zurück und etablierte ihn als Meinungsklima im deutschen Diskurs (vgl. Noelle-Neumann, 2001, S. 109-110). Selbstprägt sie dabei auch den Begriff „quasistatistisches Wahrnehmungsorgan“ (vgl. Donsbach/Tsfati/Salmon, 2014; Noelle-Neumann, 1974; Noelle-Neumann, 2001; Noelle-Neumann/Petersen, 2004). Eine solche Fähigkeit der Wahrnehmung eines Meinungsklimas postulieren auch homosexualitäts- und minderheitentheoretische Konzepte auf Seiten homosexueller Menschen. Schon Goffman (1975) attestiert dem Angehörigen einer stigmatisierten Minderheit, er könne „gewöhnlich ganz richtig, wahrnehmen, dass die anderen, was immer sie versichern, ihn nicht wirklich akzeptieren“ (ebd., S. 16). Auch Meyer (1995, 2003) spricht in seinem Minderheitenstressmodell von „rejection expectation“ und in Hereks (2009) Theorie sexuellen Stigmas findet sich das zentrale Element des „felt stigmas“. Diese mehr oder weniger deutliche Wahrnehmung kann sich auf die Meinung, Einstellung und das Verhalten eines jeden Individuums auswirken. Negative Ansichten über Homosexualität in einer Gesellschaft sind beispielsweise hoch korreliert mit Lebenszufriedenheit (vgl. z. B. Bachmann/Simon, 2014) und psychischer Gesundheit homosexueller Menschen (vgl. z. B. Burton et al., 2013). Sie sind aber auch, wenig überraschend, ein hoher Prädiktor für die Offenbarung der eigenen Homosexualität, also für Coming-Outs oder für öffentlich gezeigte Zuneigung homosexueller Paare (vgl. z.B. Schrimshaw et al., 2016).
    Ziel dieses Beitrags ist es, das Phänomen des Meinungsklimas über sexuelle Minderheiten genauer auszudifferenzieren und verschiedene theoretische Ansätze darzustellen. Zunächst soll dazu die Grundidee im soziologisch und sozialpsychologisch orientierten Ansatz zum Stigma allgemein von Erving Goffman (1975) erläutert werden, bevor sich der speziell auf das Phänomen Sexualität ausgerichteten Weiterentwicklung von Gregory M. Herek (2004, 2009) gewidmet wird. Daran schließt sich die Darstellung des Modells zum Minderheitenstress von Ilan H. Meyer (1995, 2003) an, mit einer gesonderten Ausführung zum Thema Homophobie, Homonegativität und Internalisierung. Es folgt eine Darlegung der Möglichkeiten, sich dem Phänomen auf empirischem Wege zu nähern. Der Beitrag endet mit einer Diskussion aktueller Herausforderungen in diesem wissenschaftlichen Feld und Möglichkeiten, das Wissen darüber in der Praxis anzuwenden.
    Keywords
    öffentliche Meinung; Homosexualität; Stigma; Minderheitenstress; Meinungsklima
  • Sattler, F. A., & Lemke, R. (2019). Testing the cross-cultural robustness of the minority stress model in gay and bisexual men. Journal of Homosexuality, 66, 189-208. Online verfügbar (nach UB-Lizenz) unter: http://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/00918369.2017.1400310
    Abstract
    The study tests the cross-cultural robustness of the minority stress mode using most different systems approach. Data from Western European, Eastern European (including Russian), and Indian, as well as Philippine and Thai gay and bisexual men was obtained online. The final sample consisted of N = 106,859 participants who reported their satisfaction with life, victimization, felt stigma, disclosure, internalized homonegativity, and sociodemographics. Step-wise linear regressions were conducted on satisfaction with life. Victimization, felt stigma, and internalized homonegativity predicted lower satisfaction with life in all groups. Disclosure was associated with higher satisfaction with life in Western Europe as well as the Philippines and Thailand. Minority stressors explained far more variance of the participant’s satisfaction with life (13 to 24%) than sociodemographics alone (1 to 3%). The findings document that minority stress theory is a good cross-cultural explanatory model for satisfaction with life.
    Keywords
    Minority stress, most different systems, cross-cultural comparison, satisfaction with life, Western Europe, Eastern Europe, Russia, India, Philippines, Thailand
  • Lemke, R. & Tornow, T. (2018). Die Darstellung von Sexualität im deutschen Reality-TV: Eine Inhaltsanalyse der Serie „Berlin – Tag und Nacht“.
    Zeitschrift für Sexualforschung, 31, 115-133. Hier als PDF.
    Abstract
    Einleitung: Medien sind für Jugendliche eine wichtige Quelle bei der Aneignung von Vorstellungen über sexuelle Handlungsabläufe und Rollenverteilungen. Als besonders wirkmächtig gilt das sogenannte Reality-TV: Die dortigen Darsteller_innen bieten im Sinne der sozial-kognitiven Lerntheorie hohes Identifikationspotential, da sie etwa gleich alt und in ähnlichen Lebensumständen wie die Rezipient_innen sind. Zudem wird der Eindruck vermittelt, dort würden nicht fiktionale, sondern dem realen Leben entsprechende Handlungsmuster und Situationen abgebildet.
    Forschungsziele: Ziel der Studie war zu untersuchen, wie Sexualität in der reichweitenstarken Scripted-Reality-Soap „Berlin – Tag und Nacht“ (Sehbeteiligung 450.000 Jugendliche und junge Erwachsene) dargestellt wird.
    Methoden: Mithilfe einer quantitativen Medieninhaltsanalyse wurden folgende Dimensionen erfasst: 1) sexuelle Lust bzw. sexuelles Verlangen, 2) sexuelle Unlust bzw. fehlendes sexuelles Verlangen, 3) sexuelles Vorantreiben, 4) sexuelles Zögern, 5) sexuelles Vergnügen, 6) sexuelles Unbehagen bzw. fehlendes sexuelles Vergnügen, 7) Bereuen von Sex.
    Ergebnisse: Die Analyse von 123 Folgen (Vollerhebung von Juli 2015 bis Dezember 2015) erbrachte 65 sichtbare sexuelle Akte. Die untersuchten Dimensionen wurden gleich häufig für Männer und für Frauen dargestellt mit zwei Ausnahmen: sexuelle Lust wurde etwas häufiger für Männer, Bereuen eines sexuellen Akts etwas häufiger für Frauen dargestellt. Thematisierungen von Sexualität fanden überwiegend durch die betroffenen Akteur_innen selbst statt.
    Schlussfolgerung: Insgesamt kann die Darstellung von Sexualität auf quantitativem Level als funktional für die psychosexuelle Entwicklung Jugendlicher angesehen werden. Zum einen, weil das Bild vermittelt wird, dass Sexualität zwischen den Beteiligten verhandelt werden darf. Zum anderen, weil tradierte sexuelle Geschlechterklischees entlang der untersuchten Dimensionen weitgehend vermieden werden.
    Keywords
    Fernsehen; Geschlechterrollen; Geschlechterunterschiede; Medien; Reality-TV
  • Lemke, R. & Tornow, T. (2018). Darstellungen von Sexualität in den Massenmedien: Ansätze, Theorien und Befunde inhaltsanalytischer Forschung. Zeitschrift für Sexualforschung, 31, 27-43. Hier als PDF.
    Abstract
    Einleitung: Darstellungen von Sexualität in den Massenmedien können als kulturelle Szenarien von Sexualität im Sinne der Theorie sexueller Skripte angesehen werden.
    Forschungsziele: Der Beitrag soll – mit einem Fokus auf diejenigen Skripte, die in alltägliche Unterhaltungsmedien eingebunden sind – einen aktuellen Überblick über inhaltsanalytische Studien zu Sexualitätsdarstellungen in Massenmedien geben.
    Methoden: Verschiedene forschungslogische Ansätze von Inhaltsanalysen werden diskutiert. Darauf aufbauend werden die theoretischen Einbettungen sexualitätsbezogener Inhaltsanalysen aufgezeigt. Anschließend wird anhand ausgewählter Schlüsselstudien dargestellt, wie sexuelles Verhalten inhaltsanalytisch bisher operationalisiert wurde, und welche empirischen Befunde vorliegen.
    Ergebnisse: Es zeigt sich, dass Sexualitätsdarstellungen in massenmedialen Unterhaltungsformaten allgegenwärtig sind, aber nicht besonders explizit ausfallen. Weiterhin zeigt sich, dass mediale Sexualitätsdarstellungen bis heute sehr stark geschlechterstereotypisierend ausfallen, allerdings mit deutlichen Differenzen zwischen verschiedenen Mediengenres. Schließlich deutet der Forschungsstand darauf hin, dass die sexuellen Risiken und Konsequenzen von Sex in Unterhaltungsmedien verhältnismäßig selten thematisiert werden.
    Schlussfolgerung: Die Forschung zu sexuellen Mediendarstellungen im deutschsprachigen Raum weist noch viele Lücken auf. Künftige Studien sind angezeigt.
    Keywords
    Inhaltsanalyse; Kultur und Sexualität; Massenmedien; Medien; Sexuelle Skripte
  • Lemke, R. & Merz, S. (2018). The prevalence and gratification of nude self-presentation of men who have sex with men in online-dating environments: attracting attention, empowerment, and self-verification. Cyberpsychology, Behavior, and Social Networking, 21 (1: Special Issue on “Constructing the Self Online”), 16-24. Online verfügbar (nach UB-Lizenz) unter: http://online.liebertpub.com/doi/abs/10.1089/cyber.2016.0691
    Abstract
    This study builds on research about the importance of body presentation among men who have sex with men (MSM) by exploring the phenomenon of nude body presentation in online dating environments. In a quantitative survey of n=9,235 MSM users of a gay online dating site (ODS) in Germany, the prevalence of nude pictures and gratifications sought while displaying them were investigated. About two-thirds of the participants declared that they use nude pictures in their dating profiles, with only small differences in prevalence between members of different ages, education levels, and sexual orientation. Furthermore, the results indicate that the use of nudity is driven by three underlying gratifications: 1. Attracting attention, meaning that nudity is used to accelerate sexual outcomes from online dating use; 2. empowerment, meaning that nudity online serves as an environment for otherwise and elsewhere inhibited forms of body presentation; and 3. self-verification, whereby nudity is used as a means of receiving affirmation from others. Regression analyses are used to investigate associations of these gratifications with sociodemographics and online dating behavior. Findings are discussed in relation to earlier research on self-presentation as well as theories of body importance among gay men. While earlier research has mainly focused on the negative implications of body presentation (e.g. self-objectification; reinforcing standards of beauty), the findings of this study hint that ODS may provide a platform for acts of nude body presentation that are not possible elsewhere and are thus accompanied by empowerment and self-verification.
    Keywords
    nudityonline self-presentationmen who have sex with menonline datingbodyvisual communication
  • Dannecker, M., & Lemke, R. (2017). Die Lust im und mit dem Netz. Schwule Männer auf Chat- und Datingportalen. In M. Dannecker, Faszinosum Sexualität – Theoretische, empirische und sexualpolitische Beiträge. Gießen: Psychosozial-Verlag.
    Auszug
    Schon kurz nach seiner massenhaften Durchsetzung in der Gesellschaft wurde das Internet für sexuelle Zwecke und zur Kontaktanbahnung verwendet, anfänglich freilich nur von einer kleinen Gruppe. Inzwischen wird Online-Dating in weiten Teilen der Bevölkerung als eine legitime Form der Rekrutierung von Liebespartnern angesehen. Nach der Einführung des Social Web – dem »interaktiven Internet«, in dem Nutzer nicht nur passive Rezipienten sind, sondern aktiv eigene Texte, Bilder und Videos kommunizieren können – hat sich im Netz eine um die Sexualität zentrierte Angebotsform entwickelt, die als Chat- und Datingseiten bezeichnet werden kann. (…) Schätzungen zufolge ist etwa jeder zweite bis dritte schwule oder bisexuelle Mann auf mindestens einem Chat- und Datingportal abonniert , während das in der gesamten internetnutzenden Bevölkerung deutlich weniger sind. Warum schwule und bisexuelle Männer deutlich häufiger auf Chat- und Datingportalen abonniert sind als heterosexuelle Männer und Frauen, hat verschiedene Gründe. Einerseits sind sie als diskriminierte sexuelle Minderheit schon immer auf spezifische Räume angewiesen gewesen, um Sexual- und Liebespartner zu finden. Andererseits stellt das Internet, das in bestimmter Hinsicht wie ein gigantisches virtuelles Cruisinggebiet fungiert, aber für gewisse sexuelle Verkehrsformen, die sich unter schwulen und bisexuellen Männer herausgebildet haben, einen äußerst geeigneten Ort dar.
    Im Folgenden beschäftigen wir uns mit der Nutzung von Chat- und Datingportalen durch schwule Männern und dem, was bei dieser Nutzung abläuft. Dabei werden wir uns immer wieder auf empirische Ergebnisse beziehen, die 2011 im Rahmen einer Online-Befragung unter dem Titel Netzlust erhoben wurden. Ausgewertet für diese Studie wurden 12.832 Online-Fragebögen, die von schwulen und bisexuellen Männern aus Deutschland und Österreich ausgefüllt wurden. Außerdem werden wir Eindrücke aus Gesprächen einbeziehen, die wir über die letzten zehn Jahre mit schwulen und bisexuellen Männern über deren Erlebnisse auf Chat- und Datingseiten geführt haben. (…) Wegen der häufigen und intensiven Nutzung des Internets für sexuelle Zwecke hat sich die sexuelle Kultur der schwulen Männer besonders stark verändert. Die tiefgreifendste Veränderung der sexuellen Kultur schwuler Männer schlägt sich in der Verlagerung der Sexualität ins Internet nieder, die zugleich virtuell und real ist.
  • Petrou, P., & Lemke, R. (2017). Victimisation and life satisfaction of gay and bisexual individuals in 44 European countries: The moderating role of country-level and person-level attitudes towards homosexuality. Culture, Health and Sexuality, online ahead of print. Online verfügbar (open access) unter: http://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/13691058.2017.1368710
    Abstract
    We examined the link between victimisation and life satisfaction for 85,301 gay and bisexual individuals across 44 European countries. We expected this negative link to be stronger when the internalised homonegativity of the victim is high (e.g., because the victim is more vulnerable) and weaker when victimisation occurs in countries that express intolerance towards homosexuality (e.g., because in such contexts victims expect victimisation more and they attribute it to their external environment). Additionally, we expected internalised homonegativity to relate negatively to life satisfaction. Multilevel analyses revealed that victimisation (i.e., verbal insults, threats of violence, minor or major physical assaults) and internalised homonegativity were negatively related to life satisfaction. Furthermore, as we expected, the negative link between victimisation and life satisfaction was stronger when high internalised homonegativity was reported (and the interaction effect occurred for verbal insults and major assaults as outcome variables), while it was weaker when there was low national tolerance of homosexuality (and the interaction effect occurred for verbal insults and for minor assaults). Future research and social policy should consider how the consequences of victimisation are dependent on personal as well as national attitudes toward homosexuality.
    Keywords
    Anti-gay victimisationlife satisfactioninternalised homonegativityEuropeminority stress
  • Berg, R. C., Lemke, R., & Ross, M. W. (2017). Sociopolitical and cultural correlates of internalised homonegativity in gay and bisexual men: Findings from a global study. International Journal of Sexual Health, 33, 97-111. Online verfügbar (open access) unter: http://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/19317611.2016.1247125
    Abstract
    Objectives: Based on the premise that internalized homonegativity (IH) is a product of the incorporation of environmental heterosexism, the authors examined the influence of sociopolitical and individual influences on IH. Methods: The cross-sectional study consisted of 109,382 gay and bisexual men across 77 countries. Results: Variables at the (European) country-level that were associated with higher levels of IH included lack of laws recognizing same-sex relationships and perceived and actual negative gay-related public opinion about homosexuals. Individual-level variables significantly associated with IH were public opinion about homosexuals and exposure to gay-related victimization/discrimination. Conclusions: An improved sociopolitical climate for LGB individuals is needed.
    Keywords
    Gay men, homosexual, internalized homonegativity, homophobia,
    heterosexism, sexual rights, stigma, political
  • Lemke, R., & Weber, M. (2017). That man behind the curtain: Investigating the sexual online dating behavior of men who have sex with men but hide their same sex sexual attraction in offline surroundings. Journal of Homosexuality, 64, 1561-1582. Online verfügbar (nach UB-Lizenz) unter: http://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/00918369.2016.1249735
    Abstract
    This study investigates how men who have sex with men (MSM) use chat and dating sites based on theories of stigma-related offline behavior and online self-disclosure. We hypothesize that hidden MSM (those who self-label as heterosexual or who hide their same-sex sexual attraction from family, friends, acquaintances, or a female romantic partner) differ from open MSM in how they behave on gay chat and dating sites and in offline gay venues. Drawing on a survey of 12,002 MSM, we show that hidden MSM tend to mask their identity on gay chat and dating sites while avoiding offline gay venues. They also focus more strongly on online sexual activities (e.g., masturbating during online chats) when using gay chat and dating sites. However, they spend the same amount of time on these sites, and they use them to initiate offline sexual encounters as often and as fast as open MSM.
    Keywords
    Concealment, internet sexuality, online dating, online disinhibition, self-disclosure, sexual venues, social networking sites, stigma management
  • Lemke, R. & Weber, M. (2016). Was wir über die Wirkung von Pornographie wissen (und warum wir vieles nicht wissen). In A. Schmidt (Hrsg.), Pornographie. Im Blickwinkel der feministischen Bewegungen, der Porn Studies, der Medienforschung und des Rechts. (Schriften zur Gleichstellung, Bd. 42) (S. 87-122). Baden-Baden: Nomos. Online verfügbar (kostenpflichtig) unter: http://www.nomos-elibrary.de/10.5771/9783845275635-87/was-wir-ueber-die-wirkung-von-pornographie-wissen-und-warum-wir-vieles-nicht-wissen
    Rezensionen
    Auszug
    Die empirische Sozialforschung beschäftigt sich schon seit mehreren Jahrzehnten mit der Frage nach der Wirkung von Pornographie. Ebenso wie in der öffentlichen Debatte ging es dabei selten um die von Nutzer_innen intendierten und meist positiv konnotierten Wirkungen von Pornographiekonsum, etwa das Erreichen sexueller Befriedigung durch Masturbation oder die Bereicherung von Partnersexualität durch gemeinsamen Pornographiekonsum. Vielmehr wurden in der Regel die Nebenwirkungen des Konsums von Pornographie untersucht, die meist nicht intendiert und häufig im öffentlichen Diskurs negativ konnotiert sind. (…) Es dominiert weiterhin die Forschung zu negativ konnotierten Wirkungsweisen von Pornographie – und das nicht ohne Grund. Die Sozialwissenschaften kommen so ihrer Aufgabe nach, durch gesicherte Erkenntnis auf Sorgen der Bevölkerung und Politik zu reagieren, gesellschaftliche Fehlentwicklungen zu erkennen und Impulse für politisches und pädagogisches Handeln zu geben. Auch die Frage nach Regulierung von Pornographie stellt sich eher in Abhängigkeit von erwiesenen Wirkungsweisen, als von erwiesenen Nutzungsweisen. In dem vorliegenden Artikel soll daher die Wirkung von Pornographie im Fokus stehen. Er soll einen Überblick über die relevanten jüngeren Studien geben, in denen die Wirkung von Pornographie oder der Zusammenhang von Pornographiekonsum mit potentiell hiervon abhängigen Variablen empirisch-quantitativ untersucht wurde. Außerdem wird die Erkenntnisgewissheit empirischer Medienwirkungsforschung und ihrer Methoden kritisch reflektiert.
  • Weber, M. & Lemke, R. (2016). Der Pornostar als Vorbild? Aufwachsen im Zeitalter digitaler Pornografie. In D. Schulze & A. Stiebritz (Hrsg.), Kulturen der Pornografie: Annäherungen an ein Massenphänomen (S. 103-118). Trier: WVT.
    Auszug
    Das Stichwort “Porn” produziert in gängigen Suchmaschinen rund zehnmal mehr Treffer als die Suchworte “Verhütung” und “birth control” gemeinsam. Das sexualitätsbezogene Angebot im Internet wird nicht von Aufklärungsmaterialien dominiert, nicht von Ratgebern zu sexueller Selbstbestimmung und Gesundheit. Es dominiert harter, unverblümter Sex als Teil der inzwischen vorbildlich auf digitale Distribution optimierten Kommerzialisierung körperlicher Lust. Unter Ausnutzung der rechtlichen Freiheitsgrade, die das Internet Anbietern pornografischen Materials eröffnet, sind sexuell explizite Videoclips und Filme heute nicht nur zahlreich, sondern vielfach auch kostenlos und ohne ernstzunehmende Altersverifikation abrufbar. Grund ist, dass die Anbieter pornografischer Internetseiten Unternehmenssitz und Server in Staaten unterhalten können, deren rechtliche Regeln für die Verbreitung pornografischen Materials weit weniger streng sind als die des deutschen Jugendmedienschutz-Staatsvertrags. Zugriff auf Pornografie hat somit jeder, der über einen Internetanschluss und ein eigenes internetfähiges Endgerät (PC, Smartphone, Tablet) verfügt. In Deutschland gilt das für die große Mehrheit der Erwachsenen und für nahezu alle Jugendlichen. Dass Jugendliche in ihren Kinderzimmern die sexuelle Intimität scheinbarer Liebespaare genauso beobachten können wie Gruppensexszenen, in denen Mädchen knapp jenseits ihres achtzehnten Geburtstags feiste Mittvierziger befriedigen, provoziert seit nunmehr rund zehn Jahren Sorge und Protest unter Eltern, Pädagogen, Politikern und Frauenrechtlern.
  • Kepplinger, H. M. & Lemke, R. (2016). Instrumentalizing Fukushima: Comparing Media Coverage of Fukushima in Germany, France, the UK, and Switzerland. Political Communication, 33, 351-373. Online verfügbar (nach UB-Lizenz) unter: http://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/10584609.2015.1022240
    Abstract
    According to the theory of instrumental actualization in mediated conflicts, the mass media tend to exaggerate events consistent with the editorial line. This theory was tested using press coverage in Germany, Switzerland, France, and the United Kingdom on the Japanese seaquake, the tsunami it caused, and the nuclear disaster of Fukushima. Within a period of seven weeks after the seaquake, the coverage in the four countries in 27 national newspapers and magazines on the three events was analyzed. As hypothesized from theory, German and Swiss media concentrated on Fukushima and stressed its relevance to domestic nuclear plants, whereas French and British media placed a greater emphasis on the tsunami and rarely related the nuclear catastrophe in Japan to domestic nuclear programs. In addition, there were remarkable correlations between the views of journalists and the bias of statements on nuclear energy presented in their news sections. Findings are discussed and related to the theory of public opinion and political decisions in liberal democracies.
    Keywords
    instrumental actualization, mediatized conflicts, nuclear energy, media as political actors, content analysis, nuclear phase out, Fukushima news coverage
  • Lemke, R., Dannecker, M. & Merz, S. (2015). “Weil man dann eher angeklickt und angeschrieben wird.” – Sexualisierung durch Nacktbilder beim Online-Dating. In J. C. Aigner, T. Hug, M. Schuegraf & A. Tillmann (Hrsg.), Medialisierung und Sexualisierung. Vom Umgang mit Körperlichkeit  und Verkörperungsprozessen im Zuge der Digitalisierung (S. 157-187). Wiesbaden: Springer VS. Online verfügbar (nach UB-Lizenz) unter: http://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658-06427-3_8
    Abstract
    Der Beitrag untersucht die Rolle von Nacktbildern im Rahmen der Selbstdarstellung im Internet am Beispiel der Online-Aktivitäten auf Chat- und Datingportalen für homo- und bisexuelle Männer. Es werden Daten aus zwei umfangreichen Online-Umfragen präsentiert, die in den Jahren 2011 und 2013 unter den Nutzern des Portals PlanetRomeo.com durchgeführt wurden (n=18.632 und n=13.883). Neben der generellen Verbreitung von Nacktbildern auf den Profilseiten der Nutzer stehen die Motive, aus denen heraus die Nacktbilder dort gezeigt werden, im Fokus des Beitrags. Auf Basis der dargestellten empirischen Befunde wird die Relevanz von Nacktbildern im Zuge der Sexualisierungsprozesse auf Chat- und Datingportalen, sowie im Internet allgemein, diskutiert.
    Keywords
    Nacktbilder, Selbstdarstellung, Online-Dating
  • Maurer, M. & Lemke, R. (2014). Inszenierte Schlüsselereignisse: Die Medienresonanz der Verkehrssicherheitskampagne Runter vom Gas! In C. Klimmt, M. Maurer, H. Holte & E. Baumann (Hrsg.), Verkehrssicherheitskommunikation (S. 159-174). Wiesbaden: Springer VS. Online verfügbar (nach UB-Lizenz) unter: http://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658-01130-7_9
  • Kepplinger, H.M. & Lemke, R. (2014). Framing Fukushima. Zur Darstellung der Katastrophe in Deutschland im Vergleich zu Großbritannien, Frankreich und der Schweiz. In J. Wolling & D. Arlt (Hrsg.), Fukushima und die Folgen – Medienberichterstattung, Öffentliche Meinung, Politische Konsequenzen (S. 125-152). Ilmenau: Universitätsverlag. Online verfügbar (open access) unter: http://neu-kommunikation.de/25-0-Fukushima.html